Krankheiten der Bienenbrut

1. ansteckende Brutkrankheiten

1.1 Amerikanische (bösartige) Faulbrut abgekürzt AFB
Sie ist eine gefährliche Erkrankung des Bienenvolkes, deren Behandlung der Tierseuchen-gesetzgebung unterliegt. Sie ist außerdem anzeigepflichtig!  Ihr Erreger ist ein sporenbildendes Bakterium namens Paenibacillus larvae. Die Bakterien kommen über das verabreichte Futter der Ammenbienen in den Darm der Larven. Die Sporen (Dauerformen) dieser Erreger sind äußerst resistent und können bei Temperaturen von 100°C noch ca. 8 Stunden überleben. Eingelagerte Proben aus Brutwaben oder Rückstände an alten Beuten sind nach 40 Jahren immer noch ansteckend .
Nicht alle Faulbruterreger sind gleich. Es gibt  4 verschiedene Stämme, die sich in ihrem Erbgut unterscheiden. In Deutschland kommen zwei der nachgewiesenen Typen vor,  ERIC I und ERIC II.
Eric I entspricht dem allgemein bekannten Bild der AFB. Ungefähr 40% bis 50% der Larven schaffen es bis ins Puppenstadium mit Zellverdeckelung  und sterben dann erst ab. Beim Öffnen der betroffenen  Zellen trifft man auf auf eine zähe, fadenbildende, übelriechende braune Masse.
Beim Typ ERIC II sterben schon 90% der Brut im Larvenstadium ab und werden von den Bienen ausgeräumt.  Nur wenige Larven schaffen es bis zur Zellverdeckelung. Deshalb kann es sich über mehrere Jahre hinziehen, bis der Befall vom Imker bemerkt wird.    ERIC II kann man als heimtückisch bezeichnen, da er meist bei zu spätem Erkennen die Nachbarbienenstände im Flugradius der Bienen mitinfizieren kann. Die Bienen bringen die Krankheit auf den Bienenstand, nicht der Imker. Die Faulbrut ist keine Faktorenseuche und ihr lässt sich daher nur in ganz bescheidenem Umfang vorbeugen. Regelmäßige              Entnahme von dunklen 1 bis 2-jährigen Brutwaben wirkt sich sicherlich nicht negativ auf den Gesundheitszustand eines Volkes aus. Die AFB kann jeden Bienenstand, auch den des sorgfälltigsten Imkers treffen.
Die Erkennung der Faulbrut, insbesondere der Typ ERIC II ist selbst für Seuchensach-verständige schwierig, oder gar nicht mit bloßem Auge festzustellen. Der einzig sichere  Nachweis der Faulbrutfreiheit ist durch die Entnahme einer Futterkranzprobe (bis zu sechs Völker =  1 Probe) zu erreichen. Es ist sinnvoll die Proben im März/April zu entnehmen, da kurze Zeit später der Völkerverkauf, Wanderungen und der Besuch von Beleg-und Besamungsstellen anstehen. Diese Probe (Kosten je Probe 22,– Euro beim Bienenistitut in Mayen) kann man z.B. dem Bieneninstitut in Mayen (nächstgelegenes Bieneninstitut zum Saarland) per Post zuschicken und dort untersuchen lassen.  Faulbrut kann bei nicht übermäßgem Befall saniert werden.
Arbeitsschritte einer Futterkranzprobenentnahme (Sammelprobe aus 6 Völkern)
–  Aus jedem Volk je einen Eßlöffel Honig brutnah aus dem Bereich des Futterkranzes einer gedeckelten Brutwabe entnehmen. Die Brut sollte ebenso wie das Futter gedeckelt sein. Werden Proben in anderen Bereichen der Beute entnommen oder während Nektar oder Futter eingetragen wird, so hat ein negativer Befund keine Aussagekraft.
–  Mit dem Löffel oder Spatel bis zur Mittelwand abschaben und in einen 100 g Plastikbecher einfüllen. Nach 6 Entnahmen, aus 6 verschiedenen Völkern, sollte der Becher zu 80% bis 90% gefüllt sein und nicht nur zu einem Drittel. Danach die 6 Proben leicht durchrühen damit sich das Ganze durchmischt. Für jeden weiteren Becher einen neuen Löffel oder Spatel benutzen.
–  Eine eindeutige und dauerhafte Kennzeichnung mit Name, Anschrift , Stand und Völkernummern vornehmen
– zusätzlich ist noch ein Vordruck (Begleitschein) der Probe beizufügen
 Muster eines Probenbechers für Futterkranzprobe
Hier ein Musterbecher 100 ml mit Schraubverschluß für einen sicheren Transport zum Untersuchungslabor.

 

 

1.2 Europäische (gutartige) Faulbrut auch Sauerbrut genannt

Drei Namen, eine Krankheit. Die Europäische Faulbrut kann durch verschiedene Bakterien verursacht werden. Der Haupterreger ist das Bakterium Melissococcus pluton, zusätzliche Erreger können die Krankheit beschleunigen. Als Dauerform bildet es Kapseln, die weit weniger widerstandsfähig sind als die Sporen der AFB. Die Infektion wird ebenfalls wie bei der AFB mit dem Futter von den Ammenbienen an die Larven weitergegeben. Die von den Bakterien abgegebenen Giftstoffe töten  im Rundmadenstadium oder spätestens kurz nach der Verdeckelung.

Die Krankheit ist an abgestorbener Brut im offenen und gedeckelten Zustand und lückenhaftem Brutbild  zu erkennen . Die eingetrocknete Brutmasse ist braun und liegt locker am Zellboden. Die in Deutschland auftretenden Formen der Europäischen Faulbrut sind oft unproblematisch, oft verschwindet sie durch Selbstheilung. In schwereren Fällen entnimmt man die Waben und vernichtet sie oder praktiziert das Kunstschwarmverfahren. Die Krankheit ist in verschiedenen Bundesländern meldepflichtig.

1.3 Varroose

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist ein Parasit, der sowohl die Bienenbrut als auch die erwachsenen Bienen schädigt.

Varroamilbe vergrößert

Sie ist eine aus dem tropischen Asien eingeschleppte große Außenmilbe. Die Varroose ist eine der gefürchtetsten Bienenkrankheiten in Europa und verursacht regelmäßig größte Verluste. Sie ist mit bloßem Auge in der Brut sowie an Altbienen zu erkennen. Bei geringem Befall symptomlos. Bei starkem Befall sind Bienen missgebildet (z.B. Stummelflügel)  haben Verkrüppelungen oder die Brut stirbt ab.. Die Übertragung von Viren führt zu gebremster Volksentwicklung bis zum Zusammenbruch des Volkes. Die Varroamilbe vermehrt sich in der Bienenbrut bevorzugt in Drohnenbrut. Die in der Brutzelle eingenisteten Milben verletzen die Bienenlarven mehrfach, um deren Hämolymphe aufzusaugen. Der Speichel der Milben wirkt toxisch auf die Larven, zudem sind die Milben oft Träger verschiedener Mikroorganismen, die die Larven darüber hinaus anstecken können. In späteren Entwicklungsstadien führen die von den Milben zugeführten Verletzungen zu Veränderungen der Lebenserwartung sowie des Verteidigungs-, Orientierungs- und Hygieneverhaltens der schlüpfenden Biene.  Die Milben überwintern auf Altbienen.

Vorgehensweise bei Varroabefall. Zuerst den Befallsgrad ermitteln, dann wenn nötig behandeln. Durch Ausschneiden von gedeckelter Drohnenbrut (Biotechnische Maßnahme) kann man den Anstieg des Varroabefalls verlangsamen.

Behandlungsmöglichkeiten:

Ameisensäure, Milchsäure, Oxalsäure, Medikamente

 

1.4 Sackbrut

Von den Viruskrankheiten der Biene ist sie die bekannteste. Der Erreger ist das  Sackbrutvirus, es befällt die Bienenbrut im Streckmadenalter.
Symptome sind je nach Befall ein lückiges Brutnest. Streckmaden sind sackförmig, dunkel verfärbt und der Kopf knickt nach vorne ab (Schiffchenbrut). Die Larve kann mit Pinzette aus Zelle herausgehoben werden (Gegensatz amerikanische Faulbrut).Tritt in manchen Jahren und in bestimmten Regionen auf, meist ohne große Schäden zu verursachen. Die Viren werden mit dem Futtersaft an die Maden verfüttert. Danach befallen sie wichtige
Organe der Larve und stören die Häutung vom letzten Larvenstadium zur Puppe. Die alte
Larvenhaut wird nicht aufgelöst, sondern es sammelt sich Flüssigkeit zwischen alter Larven- und neuer Puppenhaut. Durch Putzen der befallenen Larven werden die Viren über Putzbienen weiter verbreitet. Erkennbare Symptome häufig im Frühjahr, meist mit Selbstheilung während der Saison. Gegen Viren ist keine sinnvolle Bekämpfung möglich.
Allgemeine Hygienemaßnahmen, befallene Waben einschmelzen, Füttern, Umweiseln oder schwache Völker auflösen.

1.5 Kalkbrut (Askosphaeriose)

Die Kalkbrut ist die häufigere Form der Hartbruten, also jener Brutkrankheiten, bei der die abgestorbenen Larven, statt zu faulen, zu steinharten Mumien werden. Ihr Erreger Ascosphaera apis gehört zur Familie der Schimmelpilze. Krankheitsverlauf bzw. die Infektion erfolgt bei Fütterung durch Ammenbienen. Infizierte Larven werden von auskeimendem Pilzgeflecht durchzogen sterben nach Verdeckelung als Streckmaden ab. Nach Eintrocknen bilden sich harte weißgelbliche Mumien, die bei einem Teil grünlich schmutzig-graue Oberfläche besitzen (Sporenbildung): manchmal jahreszeit- oder witterungsabhängiges Auftreten, häufig auf Drohnenbrut. Einige Bienenstämme sind anfälliger gegenüber der Krankheit. Erkennen kann man die Krankheit wenn Mumien auf dem Flugbrett liegen oder bei der Frühjahrsnachschau auf dem Bodenbrett.
Bekämpfen kann man die Krankheit durch  Jungköniginnentausch und Zuchtauslese betreiben. Weniger anfällige Herkünfte verwenden. Das Entfernen befallener Waben reicht nicht aus.
1.6 Steinbrut (Aspergillus-Mycose)

Der pilzliche Erreger ist hauptsächlich Aspergillus flavus. Der Pilz infiziert mit seinen mikroskopisch kleinen, ca. 6 Nanometer messenden, runden Sporen die Maden in derselben Weise wie der Kalkbruterreger, also entweder durch den Mund oder über die Außenhaut. Auch tötet er die Larven durch sein im Körperinneren auswucherndes Mycel in der Regel erst auf dem Streckmaden- oder Vorpuppenstadium, nachdem die Zelle gedeckelt ist. Das weißgräuliche Pilzgeflecht wächst zuletzt aus der Made heraus, umwuchert sie und dringt nicht selten durch die Zelldeckel nach außen. Die eingesponnenen Mumien  sitzen fest in die Zellen und lassen sich nur schwer von den Bienen  entfernen. Es ist die einzige Bienenkrankheit die auf den Menschen übergehen kann. Wenn der Verdacht der Steinbrut besteht sollte der Imker sich mit einer Atemmaske  vor dem Einatmen der Sporen schützen, denn sonst kommt es zu Entzündungen der Schleimhäute von Mund, Nase und Augen. Bei Nachweis der Krankheit wegen der Gefahr für den Imker das Volk abtöten.

 

2. nicht ansteckende Brutkrankheiten

2.1 Unterkühlte Brut

Verkühlte oder erkältete Brut, ist jene Brut die infolge von zu geringer Temperatur gestorben ist. Das kommt häufiger im Frühjahr bei einem Wetterrückschlag mit niedrigen Temperaturen nach einer Schönwetterphase vor. Das Verhätnis Bienen zur Brut muss stimmen, sonst reicht die Menge an Pflegebienen nicht mehr aus um das ganze Brutnest auf Temperatur zu halten. Die meiste Brut im Randbereich des Brutnestes stirbt an Unterkühlung, weil sich die Bienen zu einer Kugel zusammziehen und die Randbereiche des Brutnestes nicht mehr auf der notwendigen Temperatur halten können. Der Immker kann diesen Zustand weitgehend verhindern wenn er im Frühjahr keine Mittelwände mitten im Brutnest einfügt, sondern nur seitlich anfügt und außerdem den offenen Gitterboden für die Zeit einer Kälteperiode verschließt.